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Am Grunewaldsee – später

Jahr: 2017
Produktion: v. Praun Productions
Länge: Loop

Am Grunewaldsee – später

Karin Bandelin : Verstörende Gewissheit
Sie fertigt seit vielen Jahren Videos. Es sind, neben dem künstlerischen Anspruch und Qualität, eben auch Existenzbeweise, die nur diejenigen brauchen, die dem Vergessen-Werden und der routinierten Sinnlosigkeit ihrer beruflichen Etabliertheit etwas entgegenstellen wollen, nein: müssen! Und dabei ist weniger das Publikum der Adressat dieser Arbeit, als vielmehr die Produzentin selbst, die sich ihrer selbst vergewissern muss; es ist quasi eine Art intellektuelles Pulsfühlen. Für dieses Pulsfühlen hat Karin Bandelin bei diesem Video den Titel »Am Grunewaldsee — danach« gewählt. Entstanden ist die Arbeit 2007 und Karin Bandelin verwendet bei der technischen Beschreibung dieses Videos den Hinweis, dass es als Loop gesehen werden kann und wohl auch soll. Mithin handelt es sich um etwas, das zwar einen Anfang und ein Ende hat, aber durch technische Mittel quasi endlos wiederholt wird. Damit entfaltet dieses Video eine Mächtigkeit, die den Betrachter zur Komtemplation, also zur einer intuitiven Erkenntnis führt. Was bedeutet ein solches Video für die Zeitgenossin, den Zeitgenossen? Ist die Schleife, die hier gedreht wurde mehr als eine artifiziell überformte Banalität? Sind die fünf Bilder, die das Video transportiert, für uns bedeutsamer, als beispielsweise ein nie endendes Kaminfeuer, das als Ersatz für eine nicht finanzierbare bürgerliche Behaglichkeit über ungezählte Bildschirme flimmert? Die Fragen können kurz und eindeutig beantwortet werden: Ja! Jetzt, da die technische der anthropologischen Entwicklungs-geschwindig­keit uneinholbar enteilt ist, fordert dieses Video die Zeitgenossin und den Zeitgenossen auf, endlich wieder einmal innezuhalten — die Zeit, die Außenwelt und das eigene Ich wahrzunehmen. Und was das Tollste ist: Dieses Video macht sich selbst überflüssig, indem es uns auch auffordert, die virtuelle wieder durch unsere eigentliche Welt zu ersetzen. Zu dieser Erkenntis darf man kommen, ganz intuitiv und ohne endlosen Diskurs.
Manfred Carpentier, 2017

At lake Grunewald – later

Karin Bandelin : Unsettling Certainty
For many years Karin Bandelin has been producing videos. These are, apart from artistic pretension and quality, evidence of existence. This is necessary only for those who have to juxtapose oblivion and the absurdity of professional skilfulness with something else. The addressee of this work is not so much the audience but more so the producer herself, a kind of intellectual pulse check. For this check Karin Bandelin in this video has chosen the title „Am Grunewaldsee – danach“. This work came into existence 2007, and in the technical description the indication „Loop“ is of importance. Therefore, it is all about something that has a beginning and an end, but by technical means is being repeated ad infinitum. Thereby, the video unfolds a depth that leads the viewer to contemplation, to an intuitive cognition. What does such a video mean for the contemporaries? Is the loop that has been produced here more than an artificially mantled banality? Are the five images that the video is transporting more meaningful for us than, for example, a never ending open fire that is flickering on countless tv screens as a substitute for not affordable bourgeois comfort? These questions can be responded short and clearly: Yes! Now that the velocity of technical and anthropological development has escaped into uncatchability, this video invites the contemporaries to pause at last – to descry time, the outside world, and the self. And what is best: this video makes itself superfluous by requesting to substitute cyberspace with our actual world. This insight may arrive totally intuitively, and without endless discourse.

 

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